Dienstag, Januar 24, 2006

Januar-Statement

Zeit wird's für ein Januar-Statement!
Denn das neue Jahr hat in vielerlei Hinsicht nicht mit sich lumpen lassen und sowohl neue Erlebnisse als auch Augenblicke des sich Treibenlassens, Geniessens und der Ruhe gebracht. Das verbindende Moment dazwischen: besch... Wetter, durch das man an das warme, trockene Wohnheim gekettet wird, und der dazugehörige Frust, der in Wind und Regen strotzenden Aktionismus mündet. Aber eins nach dem anderen...

Dem Vorlesungsende am 6. Januar folgte eine freie Woche anlässlich des muslimischen Kurban Bayramı, des Opferfestes, als İbrahim anstelle seines Sohnes letztlich ein Schaf opferte. (Wer Fotos sehen möchte, wie das Schächt-Ritual in downtown Istanbul begangen wird, möge mich per eMail kontaktieren.) Wie alle religiösen Feste dient auch das Opferfest in erster Linie dem familiären Beisammensein - ergo kam das kalte, regnerische Wetter den zuhause Feiernden entgegen. Stattdessen bedurfte es mir für das eingeplante Sightseeing-Programm dagegen schon einige Aufraffungskraft und - weil's zu zweit immer mehr Spaß macht - eine Begleitung.
Im Folgenden also das immer erst a bisserl widerwillig, schließlich aber doch mit Erstaunen Erlebte in übersichtlicher Kürze aufgezählt und auf der Fotoseite mit Such und Klick dokumentiert:
- mit Kunststudentin Naomi in der Sultanahmed Camii (Blaue Moschee) und im Topkapı Saray;
- mit Nesrin und den zwei Georgierinnen Kristina und Anna in die orthodoxe Weihnachtsfeier am 7. Januar;
- mit Eleonora aus Portugal auf die asiatische Seite nach Üsküdar;
- mit Martin bzw. Dennis erstmalig Schwitzen im Hamam (Cağaloğlu bzw. Süleymaniye Hamamı);
- mit einigen Erasmen in die unterirdische byzantinische Zisterne in Sultanahmet;
- mit Prof. Dr. Murat Belge auf eindrucksvoller sechsstündiger Wanderschaft durch Pera, d. h. das europäisch-griechisch-armenisch-jüdische Beyoğlu des 19. und 20. Jahrhunderts (ein Porträt über einen der kantigsten Intellektuellen der Türkei auf http://www.tusiad.us/content/uploaded/pw10RenaisanceMan.pdf)

Dass ich über all das lang berichten, erzählen, schwärmen könnte, versteht meine verehrte, geneigte Leserschaft von selbst. Doch soll sich sich doch lieber selbst ein Bild verschaffen, den Weg hierher in den warmen, sonnigen Monaten März, April, Mai oder Juni finden und meine Begeisterung teilen. (Um Rücksprache mit mir angesichts meiner eigenen Reiseplanung wird allerdings dringend gebeten.)

Wie dem auch sei, das Sightseeing ist momentan vorbei, denn die Zeit der Final exams begann letzte Woche und hätte heute seine Fortsetzung finden sollen, wenn ... ja wenn nicht Claus der Eisige aus Sibirien gekommen wäre. Heute fällt den ganzen Tag schon Schnee oder besser gesagt: es flankelt, will sagen: es liegen zwokommafünf Zentimeter Weiß und, unglaublich aber wahr, das öffentliche Leben Istanbuls steht still! Die Klausuren wurden auf nächste Woche verschoben (zum großen Verdruss meiner bereits Heimreise-verbuchten Mit-Erasmen), die Uni schließt für heute und für die nächsten drei (!!!) Tage ihre Pforten (man nennt es "spontane Winter- oder Verkehrschaosferien") und die Straßen sind quasi leer, weil alle zuhause bleiben. Und einmal mehr steht den schnee- und wintererprobten Mitteleuropäern verblüfftes Erstaunen im (diesmal leicht grinsenden) Gesicht geschrieben.

Wie lang der Schnee die Flachlandtiroler, die türkischen, noch in seinen Bann zu ziehen vermag, ob mein Kurztrip nach Ankara und Westanatolien nächste Woche klappen wird oder was ich stattdessen unternommen haben werde - all das steht erst im nächsten Eintrag oder es wird davon in multilateralen Verhandlungen während meines einwöchigen Heimaturlaubes berichtet werden. Denn es gilt das türkische Sprichwort "Vakitsiz öten horozun başı kesilir" - dem Hahn, der zu früh krägt, dreht man den Hals um.

Beste Grüße
Ludwig Paşa

Dienstag, Januar 03, 2006

Mutlu yıllar!


Liebe Leserin, lieber Leser,
ich wünsche Dir von Herzen ein glückliches, gesundes und erfolgreiches 2006, und ich hoffe, Dein Jahreswechsel war ähnlich fröhlich und ereignisreich wie der meine:
nettes türkisch-deutsches Beisammensein in der Wohnung von Aycin und Mark in Cihangir ab sechs Uhr;
ab etwa zehn Uhr auf Richtung Nişantaşı, wo die Sekunden mit Blick auf den fernen Taksim heruntergezählt wurden (... altı - beş - dört - üç - iki - bir ... oleole!!!), die Korken flogen und die Raketen explodierten;
um eins mit dem Bilgi Uni-Shuttle von Cihangir nach Silahtarağa auf die Bilgi New Year's Party bis um vier;
schließlich noch ein wenig im Wohnheim weitergefeiert und
irgendwann dann doch ins Bett und gaaanz dringend gaaanz lang geschlafen.

Alles weitere dokumentieren die ausgewählten Fotos, soll zwischen den Zeilen stehen oder von glückseeliger Vergessenheit umnebelt werden.

Mutlu yıllar an alle wünscht
Ludwig Paşa